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Frittierte Brennnessel und kandierte Blüten

Kräuterpädagogin Melanie Vraux ging mit Schülern auf Lehr- Expedition

GLASHÜTTE - Früher waren Kräuter die einzigen Arzneien. Wer sich damit auskannte, gar Krankheiten heilen konnte, genoss Vertrauen und Macht. Die modernen, IHK- zertifizierten „Kräuterhexen“ des 21. Jahrhunderts, die weniger Heilmedizin betreiben, sondern vor allem leckere Gerichte zaubern, bildet die Kräuterpädagogin Melanie Vraux als Dozentin an der Gundermannschule aus. In Glashütte ging sie mit 14 Teilnehmern auf Kräutererkundungstour. „Zum Kräutersammeln ist Glashütte einfach ein idealer Standort“, schwärmt Melanie Vraux, „auf den Wald- und Wiesenböden hier existieren die verschiedensten Biotope.“ Schwer bepackt mit Brennnesseln, Bärenklau, Schafgarben, Holunder und Beinwell etwa kehrt sie mit ihren Schützlingen, die für den Kurs aus ganz Mittel- bis Norddeutschland anreisten, in die Herberge des Glashütter Museumsdorfs zurück.

Nun geht es darum, in der Küche die zusammengetragenen Kräuter zu schmackhaften Delikatessen zu verarbeiteten. „Auch wenn uns niemand glaubt, dass das schmeckt: Die Brennnesseln frittieren wir, und das ist köstlich!“, erklärt Vraux. Auch den Beinwell, eine alte Heilpflanze, die man früher vor allem gegen Schmerzen bei Knochenbrüchen und Prellungen eingesetzt habe, könne man prima frittieren.

Ein anderes Team beschäftigt sich parallel damit, Rosenblüten, Natternkopf und Nachtkerze zu kandieren. „Das ergibt einen erstklassigen Blütenzucker für Obstsalate zum Beispiel“, meint Vraux. Zum Versüßen der mitgebrachten Erdbeeren verarbeitet ein drittes Team Mädesüßblüten zu Sahne.

Unter den Teilnehmern – bis auf eine Ausnahme ausschließlich Frauen – mischt Jana Roy aus dem Erzgebirge emsig mit. Wie die meisten ihrer Kolleginnen nutzt sie den einjährigen Kurs von Vraux, der an insgesamt elf Wochenenden an unterschiedlichen Orten stattfindet, zur Weiterqualifizierung aufbauend auf einen bereits erlernten Beruf. „Ich bin Tagesmutter und finde, dass Heimat- und Naturkunde bei der Kindererziehung einfach viel zu sehr unterschätzt wird“, meint Roy. „Mit dieser Ausbildung will ich in diese Nische springen.“ Jutta Herbst aus der Lüneburger Heide hingegen ist Phytotherapeutin und will sich zur Dozentin für Kräuterpädagogik weiterqualifizieren. Die ältere Dame hat bereits eine ganze Reihe Eigenkreationen geschaffen. „Besonders stolz bin ich auf meine ’Rote Göttin’, einen Tee gegen Menstruationsbeschwerden“, erzählt Herbst, „da habe ich unter anderem Rotklee, Schafgarbe, Frauenmantel und Artemisia reingemixt.“

Am Ende ihrer Ausbildung zur Fachkraft für Kräuter- und Gewürzkunde müssen Vraux' Schüler eine umfangreiche theoretische und praktische Prüfung ablegen. „Schließlich trägt man in diesem Beruf auch eine große Verantwortung“, erklärt Vraux. „Viele Kräuter sind giftig und sehen gesunden Exemplaren zum Verwechseln ähnlich.“ (Von Andrea Keil)

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