Erinnerungsanker für Biografien

Von Gräfinnen und Glasmacherfrauen – Baruther Frauenleben im Mittelpunkt der Exposition

GLASHÜTTE - Das Museumsteam um Kurator und Museumsleiter Georg Goes sowie die Baruther Historikerin Katharina Schicke haben die Ausstellung dem diesjährigen Kulturlandmotto „Mut und Anmut“ gewidmet. Der Verein Kulturland Brandenburg gab nicht nur die Anregung, er hat auch die Hälfte des Ausstellungsetats bestritten. Historische Objekte, wie das Schmuckgitter vom Frauenhaus des Schlosses Baruth oder der Flaschenzug, der den in der Glashütte arbeitenden Frauen die schwere Arbeit erleichterte, sind Erinnerungsanker für weibliche Biografien.

„Das bin ich, das ist Heidchen, und da ist ja auch Margot.“ Inge Greinke wies auf eine alte Fotografie, die junge lachende Frauen in der Tür eines weit geöffneten Güterwaggons zeigt. Aufbau- Frauen am Glashütter Waggon um 1960 steht über dem Bild. Seit 1935 lebt die heute 78- Jährige in Glashütte. Zu den Ausstellungsbesuchern gehörte am Sonntagnachmittag auch Gerda Grieger. Die 84- Jährige zählt zu den Ureinwohnerinnen von Glashütte. Sie ist hier geboren und hat später in der Glasschleiferei gearbeitet, wie auch ihr inzwischen verstorbener Ehemann Heinz.

Horst Schmager wohnt seit 1949 hier. „In Glashütte gab es Arbeit. Ich war Kraftfahrer und Schlosser und bin nun neugierig, wie die Museumsleute Leben und Arbeit hier dargestellt haben“, sagte der Mann, der sich zwischen all den auswärtigen Besuchern ein wenig fremd vorkam. Während des Vortrages von Georg Goes saß er in der letzten Reihe und weil viele Exponate von den Interessierten anschließend dicht umringt waren, wird er wohl ein andermal wiederkommen. Zeit ist genug, schließlich ist die Ausstellung noch bis zum 22. Dezember dieses Jahres zu sehen. Ausdruck sozialer Kontakte zwischen den gesellschaftlichen Schichten sind eine ausgestellte Silberschale und ein Sofa. Letzteres ist ein Abschiedspräsent der Fürstin Adelheid zu Solms- Baruth für ihr scheidendes Dienstmädchen, das einen Glashütter Förster ehelichte.

Die Silberschale widmeten Bewohner der Glashütte Baruth der Tochter des Geschäftsführers Schulz anlässlich ihrer Hochzeit am 17. September 1863. Dieses Stück habe große Bedeutung für die Glashütter Sammlung, erzählt Museumsleiter Goes. Es konnte nur im Förderkonzept des Kulturlandbeitrages erworben werden und speziell der Rotary- Club Kloster Zinna hat sich an den Kosten für die Anschaffung beteiligt.

Unter Glas befindet sich auch ein schmales Bändchen mit der Überschrift „Soll ich Glasmacher in der Hohlglasindustrie werden?“ Ein Beitrag zur Berufsberatung. Arbeit in der Glashütte war anfangs eine rein männliche Domäne. Der Frauenanteil stieg erst währen der Zeit der Weltkriege. (Von Gudrun Ott)

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